Wilhelm Herzog zu Sachsen hatte dazu aufgerufen, an seinem Feldzug gegen die Herren der Burg Brandenburg bei Lauchröden teilzunehmen. Obwohl er weder Bezahlung, noch eine Entschädigung für Reisekosten und Schäden an Ausrüstung, Leib oder Leben angeboten hat, ist der ehrbare Rat der Hansestadt Hamburg dem Aufruf gefolgt und hat ein fünfköpfiges Aufgebot an Büchsenschützen gegen die Brandenburg entsandt.
Das Feldlager an der Burg Brandenburg war eine der größten 15. Jahrhundert Live-Action-Wargame-Veranstaltungen, die es je gegeben hatte und wurde von Arne Koets, Jake Norwood und Nick Kraus organisiert. Es vereinte Elemente aus Living History, Historical European Martial Arts, Military Simulation und LARP.
Aufgrund routinierter Vorbereitung war die Anreise kurz und problemlos. Unser auf die Erfordernisse eines militärischen Feldlagers abgestimmtes, reduziertes Lager war schnell auf dem Platz neben unserer Kameraden des Comitatus-Fähnleins aufgebaut. Am frühen Abend ging es zur ersten Musterung. Neben dem Hamburger Aufgebot folgten mehr als 250 Teilnehmer aus aller Herren Länder und mehr als 40 gerüstete Reiter samt Pferd dem Aufruf des Herzogs. Aus Hamburg waren Christine, Andreas, Chris, Andi und Bastien angereist, die beim Büchsenschießen von unserem Freund Bernard aus Flandern unterstützt wurden.
„Hurry And Wait!“ Beeilen und Warten war das inoffizielle Motto des Feldlagers, das jedem Soldaten oder Kombattanten bestens vertraut sein dürfte. Um 6 Uhr morgens war sehr frühes Wecken angesagt. Danach hieß es: Schnell ankleiden, frühstücken und zur Musterung antreten, wofür wir unser Frühstück unterbrechen mussten. Ein Umstand, der uns Hamburgern überhaupt nicht zusagte.
Dann hieß es warten, bis der Fehdebrief verlesen wurde und alle Fähnlein mit Befehlen für den Tag versehen wurden. Danach wurde die Kanonenstellung gegenüber der Burg besetzt und eingerichtet. Wir positionierten uns, mit unserer nach 10 Jahren endlich fertig gewordenen Setztartsche, neben der Bombardelle des Adrianus Fähnleins.
Währenddessen tobten auf den umliegenden Feldern Scharmützel zwischen Infanterie und Kavallerie der opponierenden Parteien. Nach wenigen Ölschüssen am Vormittag war langes Warten angesagt, da die Beschießung der Burg erst am Nachmittag beginnen sollte. Chris erklärte sich bereit, als Schützenmeisterin zu fungieren. Bastien bewachte eisern unsere Schützenstellung, während Christine das Luntenluder gab und jede Büchse zum Glühen brachte. Schließlich schossen wir eine Bresche in die Burgmauer, so dass die Infanterie die Burg erstürmen konnte.
Abends wurde ein Geburtstag in unserer Gruppe, sowie das 10-jährige Bestehen der Bummsbrigade Hamburch gebührend gefeiert. Schließlich war um 22 Uhr Zapfenstreich befohlen. Man munkelt aber, dass sich einige Teilnehmer des Feldlagers diesem Befehl widersetzt haben, und die Biervorräte der Taverne gelehrt haben sollen.
Auch am Sonntag wurde früh um 6 Uhr geweckt und wieder unterbrach die morgendliche Musterung unser Frühstück. Erwähnten wir eigentlich schon, dass wir Hamburger diesen Umstand nicht gut heißen konnten? Denn wie heißt es so treffend: Ohne Mampf, kein Kampf!
Nach der Musterung blieb eine halbe Stunde Zeit zum Aufrödeln und es folgte ein kilometerlanger Marsch über Berge, durch Wälder und über Felder. Bastien bewaffnet mit Mordaxt und Andi als Pionier mit Eisensohlen und Rechen marschierten im Comitatus Fähnlein mit. Am Schlachtfeld war erst mal weiteres Warten angesagt, bis sich herauskristallisierte, wo die Aufmarschfelder lagen. Diese wurden von Andi vor den Scharmützeln mit Eisensohlen an den Schuhen nach im Gras verborgenen Fußangeln und Krähenfüßen abgesucht. Diese wurden dann mit dem Rechen geborgen, damit die Kameraden sicheren Fußes angreifen konnten. Chris und Christine folgten dem modernen Tross der Fotografen, ebenso Andreas, der seinerseits mit Kamera und Actioncam bewaffnet war. Über den sehr heißen Tag hinweg entwickelte sich ein äußerst dynamisches Schlachtgeschehen zwischen den beiden Infanterie- und Kavallerie-Heeren, das wegen eines unklaren Schlachtausgangs in einem ritterlichen Zweikampf entschieden wurde. Schließlich folgte der Rückmarsch in das Lager.
Dem reduzierten und entbehrungsreichen Feldlagerleben entsprechend, war auch unser Speiseplan angepasst. Am Freitag gab es Brot, Räucherfisch und verschiedene Wurst- und Käsesorten. Am Samstag standen Rehpfeffer mit Steinpilzen und Maronen, dazu Mangold-Käse-Pasteten auf dem Tisch. Als Nachtisch und für Zwischendurch gab es Ladbergen. Ergänzt wurde unser spärliches Mahl von kleinen Happen, die Freunde aus dem benachbarten Lager beisteuerten. Die karge Kost wurde mit einem Fass fränkischen Bieres, sowie Weiß- und Rotwein aus dem Bordeaux heruntergespült. Anlässlich des Geburtstages eines Gruppenmitgliedes und des 10-järigen Jubiläums der Bummsbrigade Hamburg, gab es Mandeltorte und Ladbergen.
Die Szenen an der Burg und auf den Schlachtfeldern waren einfach unbeschreiblich. Hier trafen erfahrene und motivierte Infanterie und Kavallerie aufeinander, als ginge es tatsächlich um das eigene Überleben. Dabei waren die Akteure darstellerisch und ausrüstungstechnisch auf einem qualitativ hohen Niveau, wie man es in dieser Masse und Dichte nur äußerst selten zu sehen bekommt. Trosse, die in einer nicht enden wollenden Linie am Horizont die Felder entlang marschierten, oder Gruppen von mehreren Dutzend voll gerüsteter Reiter, die scheppernd über die Wiesen jagten, oder im vollen Lauf in gegnerischen Fußhaufen stürmen, haben unvergessliche Bilder hinterlassen, die Fotos oder Filme nur schwer wiedergeben können.
Unser Dank geht an alle 2- und 4-beinigen Teilnehmer, unseren Freunden von den Kurfürstlich Sächsischen Kriegsknechten (das nächste Mal sind wir vorgewarnt, vor dem Knoblauchschnaps) sowie an das gesamte Orga Team um Arne, Nick und Jake!
Fotos: Andreas Vollborn-Rahn, Amanda Melchior.