Hafen von Sundkøbing

I n den vergangenen Jahren war die Bummsbrigade immer wieder zu den verschiedensten Themenwochen im Middelaldercentret Nykøbing. Schon lange brannte der Wusch, dort einmal etwas mit unseren Pferden zu machen.

Mit der Museumsleitung wurde das Konzept "Pferd im MIttelalter" erarbeitet, bei dem verschiedene Pferdetypen und deren Verwendung im späten Mittelalter dem Publikum präsentiert wurden. Pferde hatten weit gefächerte Funktionen zu erfüllen. So musste das Pferd eines Ritters ganz andere Fähigkeiten mitbringen als das Reisepferd eines Kaufmanns. Genau diese Unterschiede sollten in moderierten Vorführungen demonstriert werden.

Christine und Andreas entschieden sich für Kelda, die von ihrer Ausbildung, Reife und Nervenstärke weiter ist als Fortuna. Der historische Sattel und das Zaumzeug ihres ersten Islandpferdes Abel sollte an Kelda verwendet werden, doch bei der ersten Anprobe stellte sich heraus, dass diese Kelda überhaupt nicht passten. Also musste ein komplett neuer Sattel her! Von Tobi, der schon Abels historischen Sattel gebaut hatte, bekamen wir mehrere alte Militärsättel, von denen einer Kelda nahezu perfekt saß. Die Arbeit konnte beginnen. 1½ Wochen vor Veranstaltungsbeginn quartierte sich die komplette Bummsbrigade in Halstenbek ein, um ihr Mammutprojekt in die Realität umzusetzen. Von früh morgens bis spät in die Nacht wurde auf historischen Abbildungen nach einer umsetzbaren Vorlage für einen zivilem Sattel recherchiert, dann der Militärsattel bis auf den puren Sattelbau zurückgebaut und anschließend gesägt, gehämmert, verleimt, gefärbt, genäht und nebenbei noch ein komplett neues Zaum- und Vorderzeug gebaut, Sporen repariert und natürlich auch wie immer sehr gut gegessen…

Am 06.09.2018 ging es schließlich los. Nykøbing hatte alles aufs Beste vorbereitet, Kelda bezog das zum Offenstall umgebaute Bootshaus und wir das luxuriöse Kaufmannshaus. Am Sattel und Zaumzeug mussten vor Ort noch die letzten Nähte gesetzt werden und Chris erledigte den Feinschliff, während Christine und Andreas ihrem Pferd Kelda die neue Umgebung zeigten.

Kelda im Stall

Nach der Programmbesprechung am Freitagmorgen folgte eine Generalprobe auf der Turnierbahn, auf der Andreas noch etwas Reitunterricht und Tipps von Joakim erhielt.

Am Samstag ging es für Andreas und Kelda noch vor der Museumsöffnung zum Warmreiten auf die Turnierbahn. Das sehnlich erhoffte Frühstück fiel aus, da Andreas‘ Demonstration um 11 Uhr angesetzt war. Schnell umgezogen und rauf aufs Pferd, Chris versäumte noch die letzten Nähte an Ross und Reiter, während Miguel zur Eile rief. Dabei darf nicht vergessen werden, dass ein Kaufmann weder zu spät, noch zu früh kommt. Er trifft immer genau dann ein wenn er es für richtig hält! Beide, Kelda und Andreas, hatten noch etwas Lampenfieber, so dass nicht alles wie vorgesehen klappte, vor allem mit dem Trab hatten beide ihre Schwierigkeiten. Das war also noch ausbaufähig! Nach ihrer Vorstellung demonstrierte Joakim auf Absolon seine beeindruckenden reiterlichen Fähigkeiten. Im Laufe des Tages baute Chris das Schuhmacherhaus zur Sattlerei aus, wo sie das gesamte Pferdeequipment präsentieren und daran weiter arbeiten konnte. Zwischendurch beteiligten sich die beiden Männer mit sichtlichem Spaß an der obligatorischen Schiessvorführung. Sie feuerten nicht nur ihre Stangen- und Hakenbüchsen ab, sondern gaben auch den ersten eigenen Schuss aus der neuen Pfeilbüchse ab. Besonders Andi zeigte sich ob der beeindruckenden Premiere mehr als glücklich! Während der Schießvorführung blieb Christine zur Beruhigung bei Kelda, die die Schießerei aber neugierig und gelassen zur Kenntnis nahm.

Die zweite Reitvorführung am Sonntag meisterten Andreas und Kelda schon viel souveräner und beide genossen den anerkennenden Applaus des Publikums. Die nächsten Tage, in denen wir nicht mehr so stark in das Programm eingebunden waren, nutzten wir, um mit Kelda weiter zu trainieren und abends nach Museumsschluß Fotos in der einmaligen Kulisse zu machen. Wir wären nicht die Bummsbrigade, wenn wir für schöne Fotos mit den beiden Männern und ihren Büchsen nicht auch aus Kelda ein Streitross gemacht hätten... Abends ließen wir es uns dann so richtig gut gehen: Es gab Lachsragout, Hühnchen in Mandelmilch, Rindfleisch-Maronen-Pastete, Fischpasteten, Lammgulasch, Rumpsteak, Rotwein und Bier.

Als sich schließlich die Bier- und Weinvorräte dem Ende neigten, hieß es für uns am 13. September Abschied nehmen. Kelda ging so einfach auf den Anhänger wie schon auf dem Hinweg und wir kamen ebenso gut wieder in Hamburg an. Es war wieder einmal eine tolle Zeit in Nykøbing, in der alle fünf Teilnehmer viel Spaß hatte. Bleibt nur eine abschließende Frage: Wie bekommen wir Andi das nächste Mal endlich auf das Pferd? Ein großer Dank geht nach Dänemark an das gesamte Team des Mittelaltercenter Nykøbing für die tolle Zusammenarbeit und Unterkunft von Kelda!

Die Bummsbrigade kann nicht nur mit Feuer und Blei, sie kann auch mit Nadel, Faden, Säge, Farbe und Pferd!

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Fotos: © Andreas Vollborn-Rahn, Chris Wenzel, Andreas Franzkowiak, Christine Rahn